Range Strip statt Battlemap

01.09.2013
Für den Karneval der Rollenspielblogs im September hat Zornhau das Thema "Battlemap-Alternativen für Battlemap-Muffel" ausgerufen. Schliesslich ist das Aufbringen der diversen nötigen (Papp-)Figuren und einer für jeden Kampf individuellen Karte nicht jedermanns Sache; auch meine Gruppe hat sich lange dagegen gesträubt und empfindet es insgesamt als zu aufwändig. Mir fallen jedoch direkt zwei Rollenspiele ein, die die Visualisierung des Kampfgeschehens als Alternative radikal abstrahieren: Agon und 3:16 Carnage Among The Stars.

 



Was muss eine Battlemap visualisieren?
Zunächst stellt sich jedoch die Frage, was eine Battlemap trotz aller Vereinfachung überhaupt wiedergeben sollte. In meinen Augen sind dies:

  • Relative Position der Kombattanten zueineinander. Davon leiten sich die diversen Distanzen zueinander ab, die wichtig für Schusswechsel oder Zaubersprüche sind. Dies ist somit für mich auch die wichtigste Eigenschaft, die bei einer Abstraktion erhalten bleiben muss.
  • Bewegung der Kombattanten.
  • Deckung und andere Geländemerkmale. Diese beeinflussen die taktische Vorgehensweise während des Gefechts.
  • Eigenschaften des Geländes selbst. Der Untergrund selbst in Form von Sumpf, Sand oder Schnee kann eigene Effekte mit sich führen.

Wie machen es Agon und 3:16?
Agon von John Harper befasst sich mit dem Wettstreit von Helden im mythischen antiken Griechenland untereinander während des Strebens nach Ruhm. Kämpfe werden auf dem sogenannten Range Strip (pdf) ausgetragen, der in acht nebeneinanderliegende Reihen unterteilt ist. Jeder Held und Gegner erhält einen eigenen Marker, so dass die Position und somit Reichweite jedes Beteiligten zueinander sowie deren Bewegung ersichtlich ist. Gelände und Geländemerkmale spielen bei Agon keine Rolle.

Auch in 3:16 Carnage Among The Stars von Gregory Hutton ist Kampf ein zentrales Thema: Eine Flotte von Space Troopers vernichtet im Universum ganze Spezies von Ausserirdischen, bevor sie der Heimat Terra gefährlich werden können. Dieses Spiel reduziert die Visualisierung noch weiter: Die sogenannte Range Map (pdf) unterscheidet lediglich den Abstand zum Gegner entsprechend der Waffenreichweiten Close, Near und Far und platziert oder bewegt ausschließlich die Figuren der Spieler entsprechend. Die Gegnerhorde, nur dargestellt durch Threat Tokens, bewegt sich gar nicht; allerdings können diese Tokens für Sonderfähigkeiten der gesichtslosen Masse ausgegeben werden. Das Terrain spielt nur bei der Beschreibung der Planeten eine Rolle.


Anwendung auf andere Systeme
Während der die Range Map von 3:16 Carnage Among The Stars die Bewegung aller Parteien während eines Kampfes nur unzureichend darstellt, bietet sich der Range Strip von Agon als Grundlage für eine Abstraktion für Spiele an, in denen Battlemaps eine große Rolle im Kampf spielen. Dennoch muss noch abhängig vom gewählten System einiges konvertiert werden - nehmen wir als Beispiel etwa Savage Worlds.

Zunächst muss die Bewegung von Zoll auf die einzelnen Zeilen des Range Strips angepasst werden. Als Grundeinheit schwebt mir dazu die durchschnittliche Bewegungsrate in Savage Worlds von 6 Zoll vor, die dann genau 1 Schritt entspräche. Andere Raten wie etwa nur 4 Zoll entsprächen dann beispielsweise der Möglichkeit, nur jede zweite Runde die Figur versetzen zu können. Waffenreichweiten können ebenfalls mit dem Divisor 6 umgerechnet werden, wobei bei einigen kleinen Schusswaffen wohl grosszügig gerundet werden müsste.

Sondereffekte von Untergrund und Geländemerkmalen lassen sich speziell in Savage Worlds auf ähliche Art und Weise abbilden, wie dies in 3:16 Carnage Among The Stars geschieht:
Ähnlich den Threat Tokens können sowohl Spieler als auch Spielleiter einen Bennie ausgeben, um einen zuvor definierten Sondereffekt des Geländes oder eines Merkmals zum eigenen Vorteil einzusetzen. Der Spielleiter mag überlegen, ob er den Spielern zusätzliche Bennies zukommen lässt, die diese dann auch nur für derartige Aktivierungen im jeweiligen Kampf verwenden dürfen.

Diese Lösung macht zwar optisch nicht so viel her wie eine liebevoll gestaltete Karte mit den entsprechenden Figuren, ermöglicht dafür aber die Anwendung in jedem belieben Scharmützel, ohne jedes Mal eine passende Landkarte aufbringen zu müssen. Mal sehen, ob ich zumindest meiner Runde diesen Kompromiss schmackhaft machen kann...


Nachtrag 1
Im Forum der Rollenspielblogs weist BoyScout zu recht darauf hin, dass ein Range Strip bei mehr als zwei Parteien unbrauchbar wird. Ich gebe aber auch zu, dass dies bei meiner eh wenig Battlemap-affinen Gruppe eher selten vorkäme und damit von mir übersehen wurde


Nachtrag 2
Mondbuchstaben zeigt kurz vor Ende dieses Karnevalsthemas noch einige Varianten des Range Strips auf.



Dieser Artikel ist Teil des Karnevals der Rollenspielblogs im September 2013 über das Thema "Battlemap-Alternativen für Battlemap-Muffel". Die Moderation liegt bei Zornhau, alle Beiträge des Monats werden zudem in diesem Thread des Forums der Rollenspielblogs aufgelistet.

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