Meine gesammelte 31-Tage-Queste

31.10.2013
Für diesen Oktober rief David "Tsu" Reichgeld in der Google+-Community Rollenspieler (deutschsprachig) zu der Queste auf, jeden Tag eine Frage über persönliche Vorlieben, Erfahrungen und Einschätzungen in unserem Hobby zu beantworten. Auch ich habe jeden Tag brav dazu beigetragen; da ich es aber unschicklich finde, den eigenen Blog (und den Feed von rsp-blogs.de) mit täglichen Gedankenfetzen zu überfrachten, folgen hier nun meine gesammelten Beiträge.

Dennoch lege ich jedem wärmstens ans Herz, sich ob der Vielfalt die Antworten der Community durchzulesen - ein Google+-Konto ist dafür nicht notwendig. Nun aber zu den Fragen und meinen persönlichen Antworten.





1) Wie bist Du zum Rollenspielhobby gekommen?
Bei mir waren der Einstieg Ende 1984 auch die Abenteuer-Spielbücher, genauer gesagt Die Zitadelle des Zauberers. In dem Buchladen lagen auch Werbeflyer eines anderen Spiels, die ich zuerst nur aus dem Augenwinkel betrachtete, um dann später doch die Basisbox von Das Schwarze Auge zu erstehen - allerdings bereits mit der zensierten Fassung von Silvanas Befreiung. Um Ostern 1985 habe ich das dann auch geleitet, und seitdem ist mein Regal unaufhörlich gewachsen...




2) Was ist Dein Lieblings-Regelsystem?
Ich bin hin- und hergerissen, schließe mich letztlich aber den zahlreichen Fürsprechern von Savage Worlds an - weil es eben so wunderbar schlank und schnell ist.
Knapp geschlagen ist damit True 20, das d20 herrlich konsequent um sämtlichen historisch gewachsenen Ballast von D&D entschlackt, aber weiterhin die Vielfalt dieses Systems bietet.


3) Was ist Dein Lieblings-Setting?
Nach langem Überlegen fällt meine Wahl auf Earthdawn. Die Einbindung des hochmagischen Alltags und die ständige Gefahr durch die Schrecken sind bis heute eine faszinierende Kombination. Knapp geschlagen geben muss sich damit Sundered Skies, dass ich ebenfalls wegen seiner Gefährlichkeit und schlichten Seltsamkeit sehr schätze.


4) Was ist Deine Lieblings-Rollenspielrasse?

Obwohl ich bei obskureren Settings gerne einmal die "einzigartige" Rasse ausprobiere (wie derzeit einen Kriegsgeschmiedeten bei DnD Eberron), neige ich seit geraumer Zeit am liebsten zu Menschen. Gerade weil sie, nun ja, nichts besonderes sind, eignen sie sich eben so gut als Leinwand für einen interessanten Charakter.

Zugegeben habe ich auch ein großes Faible für Zwerge, insbesondere die doch eigentlich sehr kultivierten von Tolkien. Dieser hat in meinen Augen auch die interessantesten Elben in Form der wahrlich erhabenen Noldor hinbekommen, aber wer möchte dafür schon die ganze Zeit in Mittelerde spielen...?


5) Was ist Deine Lieblingsklasse?
Variatio delectat - ich versuche eigentlich schon, bei meinen Charaktaren neues auszuprobieren, und dazu gehört eben auch die Klasse / der Archetyp / wie auch immer man es nennen will.

Allerdings begibt es sich in meiner Runde seit geraumer Zeit so, dass keiner meiner Mitspieler gerne den Part des Kämpfers übernimmt - sie haben eben andere Vorlieben -, so dass ich meist notgedrungen diese Nische ausfülle und mich darin auch gar nicht mal unwohl fühle.


6) Was für einen Würfeltyp verwendest Du am liebsten?
Bei dieser Frage mischt sich auch der Brett- und Rollenspielautor in mir mit ein, und der mag es möglichst simpel. Folglich fällt meine Wahl auf den w6, denn der Hexaeder ist nun einmal die Form, die man klassisch mit dem Begriff "Würfel" assoziiert und die man in wohl jedem Haushalt wiederfindet.


7) Erzähl von Deinem Lieblings-Rollenspielcharakter

Ein wirklicher Liebling mag sich bei mir nicht herauskristallisieren. Allerdings habe ich sehr gute Erinnerungen an die diversen Charaktere, die in meiner damaligen Bocholter Heimatrunde aus Schul- und Studentenzeiten in der vom Spielleiter detailliert ausgearbeiteten Welt Thrakayn ihren Auftritt hatten. Neben der über ein Jahr dauernden Kampagne mit dem halbtrollischen Schreiber Shikrileg oder dem vormaligen NSC Schattenmantel besuchten wir diese Welt auch noch für diverse Kurzabenteuer über etwa drei Abende, die in anderen Regionen oder Epochen stattfanden. Dabei ist es vor allem dem guten Zusammenspiel in der Gruppe zu verdanken, dass mir der aalglatte Meuchelmörder Fenastus, der unsichere Söldner Haflik oder der etwas weltfremde Magister Rekator in so guter Erinnerung geblieben sind.

So möchte statt mit langwierigen Ausführungen lieber beispielhaft mit einem liebgewonnenen Dialog schließen, der sich am Spieltisch zwischen besagtem Gelehrten Rekator und seinem etwas drucksenden zwergischen Diener ergab, *nachdem* wir das Abenteuer um übernatürliche Todesfälle während eines verbotenen Magierkonvents erfolgreich abgeschlossen hatten und Revue passieren liessen:

„Meister, hier bringe ich eure Milch.“
„Hm? Oh ja, stell Sie bitte dort hin.“

[… Pause …]

„Meister, eure Milch.“
„Hm, was? Da steht sie doch.“



8) Was ist das verrückteste, das Dir beim Rollenspiel passiert ist (Ingame)?

Vor einigen Jahren wollte ich eine von mir geleitete Sitzung des Cartoonrollenspiels Toon mit einem absurden Paukenschlag enden lassen: Am Himmel erschien der Todesstern und blies den Planeten der Toons in Stücke! Man kann sich meine Überraschung vorstellen, als plötzlich eine Spielerin erfolgreich ihren Sthick (Sonderfertigkeit) "Bag of Many Things" nutzte und einfach einen neuen Planeten daraus hervorzog! So vertagte ich die Fortsetzung auf die kommende Woche, und gab besagter Spielerin die Aufgabe, sich Gedanken über die Beschaffenheit ihrer Welt zu machen.
Wem Toon überhaupt nichts sagt, der mag vielleicht auf meinem Blog mehr darüber herausfinden.


9) Was ist das verrückteste was Dir beim Rollenspiel passiert ist (Outgame)?
In meiner Runde zu Schulzeiten war es eine unangenehme Pflicht, dass zwei von uns gegen Abend zur Pommesbude fahren und die Gruppenverpflegung heranschaffen mussten. Um die Zuteilung dieser unliebsamen Aufgabe zu regeln, verfielen wir irgendwann mal auf die Idee, sogenannte Pommes-Charaktere nur zu dem Zweck zu bauen, dass sie sich auf einem Schlachtfeld einfach die Köpfe einschlugen und mit den ersten beiden Besiegten die Essensholer bestimmen sollten. Dafür erhielten diese Charaktere - gebaut mit unserem damaligen Hauptsystem AD&D - auch Erfahrungspunkte, um ihre Chancen beim nächsten Wettstreit zu steigern. Irgendwo habe ich auch sicher noch das Blatt mit den Werten meines Zwergenkämpfers Gory Pita...


10) Was ist Dein Lieblings-Kaufabenteuer?
Ich habe - vielleicht auch nostalgisch verklärt - sehr gute Erinnerung an das Einsteigerabenteuer "Das Grabmal von Brig-Lo" für DSA2. Ich fand es damals grossartig, wie der Band einerseits mit den Jubiläumsfeierlichkeiten der Dämonenschlacht den Neulingen einen Einblick in die Welt von Aventurien bot, und andererseits ein sehr klassisches Verlies mit Schwarzmagier und Homunkulus mit nachvollziehbaren Motiven und Sinn erfüllte. Allerdings habe ich seit über zwanzig Jahren keinen Blick mehr in das Abenteuer geworfen; wer weiss, ob meine gute Meinung dem noch standhielte.


11) Bist Du lieber Spieler oder Spielleiter und warum?
Eigentlich habe ich keine klaren Präferenzen. Allerdings ergab es sich in unserer Runde den letzten zwei Jahren, dass wir vor allem Systeme bespielt haben, die sich in meinem Regalfundus befinden und für die ich deshalb den kreativen Posten als Spielleiter ausgefüllt habe. Seit vier Monaten allerdings sitze ich wieder auf der Spielerseite und genieße es, nicht vorbereiten zu müssen.


12) Was für einer Deiner Charaktere sah auf dem Papier besser aus als er sich dann spielte?
Einen derartigen Bruch habe ich bisher noch nicht erlebt. Allerdings habe ich vor Jahren einmal einen Mönch bei D&D 3.5 gespielt, einfach weil ich diese Klasse zuvor noch nie ausprobiert hatte. Wenn man diesen Typus jedoch unwissend eher wie den mittelalterlichen klerikalen Gelehrten angeht, um erst im Nachhinein auf die Sonderfertigkeiten im Stile des asiatisch angehauchten Einzelkämpfers zu stossen, so ergibt sich daraus eine, nun ja, eigenwillige Mischung. Da der Charakter vom Spielleiter allerdings eh einige Seltsamkeiten zu seinem Hintergrund verpasst bekam, war dieser Bruch zum Glück nicht ganz so eklatant.


13) Hast Du jemals versucht ein eigenes Rollenspiel zu schreiben und wie weit bist Du gekommen?

Oooh ja. Interessierte Leser mit ausreichender Geduld für ausführliche Texte können auf meinem Blog in älteren Artikeln mehr darüber erfahren.

Ein erster Anlauf fiel spätestens in sich zusammen, als ich die Konzepte des Magiesystems in spielbare Zahlen umsetzen wollte. Aktuellster Versuch seit Frühling 2012 ist das rein auf Karten basierende Rollenspiel TriCard, bei dem ich mich allerdings derzeit nicht zum Entwickeln eines ordentlichen Spielleiterteils – insbesondere die NSCs und Kreaturen –aufraffen kann.

Immerhin abgeschlossen habe ich das leichte Erzählspiel Monsterbande, mit dem der eigenen Nachwuchs ab 6 Jahren an das Hobby herangeführt werden soll.


14) Was war Dein erstes Rollenspielsystem?
Ist diese Frage nicht schon an Tag 1 beantwortet worden? Bei mir war es DSA1.


15) Wie ist die Akzeptanz deiner Verwandtschaft / nicht rollenspielenden Bekannten bezüglich Rollenspiel?
Meine Eltern hatten sich zu meinen Rollenspiel-Anfangszeiten nie großartig nicht mit den Details beschäftigt; für sie traf sich der Filius halt mit Freunden zum Gesellschaftsspiel. Meine Frau ist gegenüber diesem Hobby ebenfalls indifferent – mit ihr kann ich den Abend eher mit Brettspielen verbringen -, allerdings moniert sie die durch die Rollenspielabende fehlende Zeit, die ich nicht für unsere Zwillinge im Kindergartenalter oder den Haushalt zur Verfügung stehe.


16) Was ist Dein Lieblings - Rollenspielmonster?
Ich habe zumindest kein favorisiertes Ungetüm, das ich als Spielleiter meiner Gruppe als Gegner entgegenstelle. Allerdings liebe ich die in diversen Systemen präsente Grauzone, in der klassische Monsterrassen mit eigener Kultur spielbar sind, zumeist Orks und Trolle, aber auch die oft chaotischen Goblins. Dabei gefallen mir gerade die Beispiele am besten, bei denen diese Völker mehr oder weniger gleichwertig (im Vergleich zu den grundsätzlich immer noch sehr kriegerischen und somit eher auf die Gegnerrolle fixierten Orks bei DSA) neben den anderen Kulturen existieren.

Am meisten haben es mir dabei die Trolle angetan, weil dabei ein faszinierender Kontrast zwischen roher physischer Kraft und überraschend feinsinniger Lebensart zustande kommt. Gute Beispiele sind die Vertreter dieser Spezies bei DSA, die auf eine lange vergangene Hochkultur zurückblicken, oder bei Earthdawn über einen komplexen Ehrenkodex verfügen.


17) Gibt es einen Spieler oder Charakter der Dir imponierte und falls ja, hast du versucht ihm nachzueifern?

Auch die gute Kopie eines Originals bleibt immer eine Kopie – aber natürlich habe auch ich Inspiration für diverse Eigenheiten und Konzepte aus diversen Publikationen gezogen. So stand Erzbischof Posey aus dem Comic Cerebus the Aardvaark Pate für meinen unsicheren Söldner Haflik, oder der Eunuch Sadi aus David Eddings Malloreon-Zyklus wurde zu meinem Meuchler und Giftmischer Fenastus.






18) Hast Du ein Lieblings - Rollenspiel Genre (SciFi, Fantasy, ...)?
Obwohl dieses Genre gar nicht mal so übermäßig in meiner Sammlung vorhanden ist, kristallisiert sich doch die Fantasy als Favorit heraus. Wahrscheinlich liegt das bei mir daran, dass man gerade hier am leichtesten exotische Elemente einbringen kann, mit denen bodenständigere Genres sich schwer tun. Letztlich ist für mich aber auch das dazugehörige System wichtig, da ich leider nicht die Muße aufbringe, mich mit Konvertierungen zu beschäftigen.


19) Wie abergläubisch bist Du in Bezug auf Deine Würfel?
Ich selbst hege keinerlei Aberglauben gegenüber irgendwie gearteten Polyedern, aber ein Mitspieler aus meiner gegenwärtigen Runde hat seine Würfel eine Zeitlang zum "Aufladen" in den Kühlschrank gelegt - nicht selten mit Erfolg!


20) Gibt es ein System, dass Du immer schon mal spielen  wolltest, aber nie dazu gekommen bist?
Wegen der sporadischen Spielfrequenz in unserer Gruppe und meines Sammeltriebs quellen meine Regale über mit ungespielten System und Settings, in die ich zu gerne mal spielen möchte – angefangen bei allgegenwärtigen Titeln wie Fate, Dungeonslayers oder Fiasco bis hin zu Exoten wie Ars Magica, Wolsung oder Monsters and Other Childish Things.


21) Wie leicht kommst du auf Rollenspiel-Ideen und wie schwer fällt es Dir, diese auszuarbeiten?
Die Andeutungen und sporadischen Details im Hintergrundteil eines Rollenspiels reichen mir üblicherweise aus, um daraus selber etwas zu spinnen. Für die Vorbereitung betreibe ich allerdings sehr großen Aufwand, indem ich die einzelnen Schauplätze, Szenen und Begegnungen fast im Stile eines Kaufabenteuers ausformuliere. Diese akribische Vorarbeit brauche ich jedoch, da sie mich zwingt, mich intensiv mit dem Beschriebenen zu beschäftigen, wodurch ich dann in der letztlichen Spielsituation leichter und geschmeidiger zu improvisieren vermag.


22) Was für ein Film oder was für ein Buch hat Dir am meisten Inspiration für Dein Rollenspielhobby gegeben?

Diese Frage muss ich etwas umdichten. Als bekennender Star-Wars-Fan habe ich neben diversen Iterationen des Rollenspiels natürlich auch etliche Bände an Sekundärliteratur dazu im Regal stehen; weniger Romane als vielmehr Bildbände, Making-Ofs oder Blaupausen. Als ich vor einigen Jahren in meiner Runde die erste von – natürlich - drei geplanten Episoden einer Kampagne leitete, war es mir sehr wichtig, eben nicht genau die ausgetretenen Schauplätze zu besuchen, die man aus den Filmen zu Genüge kennt, sondern Orte auszuwählen, die auf der Leinwand nur angedeutet wurden. Dank diverser Entwurfsskizzen und Risszeichnungen hatte ich dann genug Material, um Planeten wie Polis Massa, die Monde von Bogden, Mygeeto oder Cato Neimoidia stilecht präsentieren zu können.


23) Was für ein Gegenspieler ist Dir besonders im Gedächtnis geblieben und was machte ihn für Dich so besonders?
In einer vergangenen – und leider nicht abgeschlossenen – DnD 3-Kampagne spielte ich einen Mönch des Schicksalsgottes, der von der ersten Sitzung an Visionen über nahende Tode sehen konnte oder Nachrichten von seinem Gott hörte. Entsprechend seinem Glauben ergab sich Morlim – sehr zur Freude, aber mitunter auch großem Staunen des Spielleiters – bedingungslos den Ankündigungen seines Herrn über kommende Ereignisse, die auch stets richtig lagen.

Nachdem wir zunächst noch glaubten, die Rückkehr des Gegenspielers meines Gottes zu verhindern, so erhielt ich nach gelöster Queste eine erneute Nachricht von der Stimme in meinem Kopf. Die Tonlage änderte sich von einer männlichen zur weiblichen Stimme der Spinnengöttin Lolth, die mir, ihrem Sohn, für die Ermöglichung ihrer Rückkehr dankte.

Kein Spielerlebnis hat mich je derart mitgenommen wie dieses.


24) Wie oft kommst Du dazu aktiv zu spielen?
Berufsbedingt kommt unsere Gruppe leider nur etwa einmal im Monat zusammen. Ich beobachte zwar fasziniert die mannigfaltigen Runden über Google Hangout, aber zur gängigen Startzeit gegen 19:00 dieser Veranstaltungen helfe ich üblicherweise, die Kinder ins Bett zu bringen.


25) Gibt es für Dich im Rollenspiel Tabuthemen und wenn ja welche?
Ich will es anders formulieren: In meinen langen Jahren des Rollenspiels habe ich offensichtlich in so zahmen Runden gespielt, dass keine Tabus aufkamen. Allerdings habe ich mit Kult, Bacchanalia und zur Not sogar Powerkill genug Material in meiner Sammlung, um genau diese Grenzen irgendwann einmal auszutesten…


26) Wie kommst Du mit einem Charaktertod klar?
In meinen Anfangstagen als Jugendlicher hing ich natürlich noch sehr an meinem Charakter, gerade dem allerersten für DSA. In einer anderen Runde zu Schulzeiten allerdings hatte unser Spielleiter für DnD Dragonlance einen wahrhaft gnadenlosen Stil. So verheizte einer unserer Spieler im Laufe einer Kampagne über drei Kaufabenteuer locker über ein halbes Dutzend Charaktere, einmal sogar drei an einem Abend. Dies lag vor allem an der Beharrlichkeit des Spielleiters, dass neue Charaktere grundsätzlich der ersten Stufe anzugehören hätten, auch wenn sich der gesamte Rest beispielsweise bereits in der fünften Stufe befand. Solche Erlebnisse stumpfen natürlich ab…

Insgesamt muss ich aber auch zugeben, dass in meinen bisherigen Spielgruppen ein Charaktertod nur selten vorkam. Ein mulmiges Gefühl in der Magengrube bleibt dennoch, wenn es dazu kommt.


27) Hat Rollenspiel bei Dir schon mal zu einer Beziehung geführt?
Nein. Versucht ja, aber letztlich: Nein.


28) Hattest Du schon mal einen Rollenspiel Burnout?
Ich bin noch nie derart obsessiv diesem Hobby nachgegangen, als dass es mich ausgebrannt hätte – und aufgrund der an Tag 24 genannten sehr niedrigen Spielfrequenz bin ich auch weit davon entfernt und sehne mich eher nach häufigeren Abenden.


29) Spielt Ihr in Eurer Runde mehr selbsterdachte Abenteuer oder Kaufabenteuer?
Es hält sich die Waage. Heutzutage gibt es ja für zahlreiche Abenteuer diverse gute Kaufabenteuer, die für die angenehm schnelle Vorbereitung taugen. Oft inspiriert das Hintergrundmaterial im weiteren Spielverlauf dann aber eben auch zu eigenen Ideen, und zu meinem großen Leidwesen fordert meine Gruppe bei neuen Settings gerne ein Einführungsabenteuer, das ich dann zumeist auch selbst schreibe.


30) Wie ist Deine Meinung zu neuen Medien (pdfs, Tablets, Onlinerunden, Würfelapps, ...) im Rollenspielhobby?
Ich finde diese Entwicklung faszinierend, habe aber bisher weder das Budget (für Tablets) noch die Zeit (für Hangouts) gehabt, mich damit zu beschäftigen. Da sich in den letzten Wochen allerdings die arbeitsbedingten Absagen in unserer Monatsrunde häufen, werde ich einmal ganz zaghaft der Onlinerunde per Hangout ansprechen – auch wenn das gemeinsame Zusammensein am Tisch natürlich ungeschlagen ist.

Auch pdfs sind zwar eine ungeheuer praktische Angelegenheit und für Schnupperversionen unverzichtbar; wenn ich aber für einen vollständigen Artikel Geld ausgebe, bin ich altmodisch und hätte gerne im Gegenzug ein physisches Produkt.


31) Wer war der / die beste SpielleiterIn, bei der Du spielen durftest und warum?

Dieser Ehrentitel gebührt Oliver Booms. Dieser fungierte, wie an Tag 7 bereits berichtet, als Spielleiter in unserer Schulrunde in den Jahren nach dem Abitur mit seiner eigenen Welt Thrakayn, die wir in einer ausgedehnten Kampagne und diversen Kurzabenteuern besuchten. Ein dicker Ordner war gefüllt mit Karten, Beschreibungen der Geschichte sowie Völker und nicht zuletzt seinen Abenteuerideen. Erlebten wir während der Kampagne die Rückkehr eines machtbewussten Gottes mit dem unerfüllten Drang, eigenes Leben zu erschaffen, so besuchten wir in besagten Kurzabenteuern andere Kulturkreise, die abseits unserer Pfade wegen der Kampagne lagen. Und nicht selten musste er gehörig improvisieren und umschreiben, weil wir andere Pfade einschlugen als erwartet.

Als sich in späten Abenteuern noch eine kommende Umwälzung der Welt mehrten – zu verursachen durch ein übermagisch begabtes Halbelfenkind, das unsere Kampagnencharaktere in Sicherheit brachten –, waren wir natürlich begierig mehr zu erfahren. Oliver beschloss aber, die Umwälzung nie als Spielereignis stattfinden zu lassen, sondern uns höchstens mit deren Auswirkungen zu konfrontieren. Dazu ist es aber nie gekommen, und bis heute weiß ich nicht, welches Schicksal er Thrakayn zugedacht hat.

Derartiger Ideenreichtum und Detailfreude sind mir seither nicht mehr begegnet.



Bildquellen
Oliver Booms: Atanaske
Dave Sim: Bishop Posey, Cerebus: Church & State I 1987

Oliver Booms: Approaching Kherossia
[Weitere Illustrationen von Oliver auf Elfwood]

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Ich habe Deine gesammelte 31-Tage-RPG-Quest mit Begeisterung gelesen. Es hat mir gefallen. Vor allem, weil es durchaus Parallelen gibt.
Hast Du vor, diesen Text als pdf zum Download zur Verfügung zu stellen?

Kommentar veröffentlichen