Das Anwesen des Herrn Cheng: Eine Kulisse für Fiasko

31.05.2015
China, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts: Die Kaiserdynastie der Qing liegt in ihren letzten Zügen, während die europäischen Großmächte längst im Reich der Mitte Fuß gefasst haben. Die Bevölkerung flüchtet sich umso mehr in die alten Traditionen. Hinter den hohen Mauern der großzügigen Familienanwesen, der Siheyuan, gelten weiterhin die strikten Gebote des Konfuzius, der Respekt und Gehorsam vor den Oberen fordert. So auch im Anwesen des Herrn Cheng.

Während der Herr des Hauses seinen Geschäften und anderen Vergnügungen nachgeht, versuchen die anderen Bewohner beständig, ihre eigene Stellung zu wahren oder zu verbessern. Ränkespiele, Gefallen und Hinterlist sind das einzige, um den rigide strukturierten Alltag aufzubrechen.


Die Vorlage: Rote Laterne
Inspiriert wurde die Kulisse durch Zhang Yimous preisgekrönten Film "Rote Laterne" von 1991. Dieser erzählt, wie in den 1920er Jahren eine junge Fraue in einen reichen Haushalt einheiratet und dort mit den restriktiven gesellschaftlichen Konventionen zurechtkommen muss. Als vierte Ehefrau lernt sie schnell, mit ihren Konkurrentinnen um die Gunst des Hausherrn zu buhlen, der jede Nacht das Haus seiner erkorenen Bettgefährtin mit roten Laternen schmücken lässt. Und während der Ehegatte zwar diverse Szenen in dem Film hat, erkennt man eber nie sein Gesicht - der Fokus liegt auf den Intrigen, Hoffnungen und der Hinterlist seiner Untergebenen.

"Rote Laterne" gewann 1991 den Silbernen Löwen der Biennale von Venedig und wurde 1992 für den Academy Award als bester fremdsprachiger Film nominiert. Regisseur Zhang Yimou wurde mit seinen späteren Werken wie "Hero" (2002), "House of Flying Daggers" (2004) oder "Der Fluch der goldenen Blume" (2006) schließlich auch einem größeren Publikum bekannt.

Zum Glück ist es derzeit ein leichtes, sich den Film anzusehen: Auf den Seiten von Clipfish ist "Rote Laterne" frei verfügbar.


Die Adaption für Fiasko
Die Ränkespiele der vier Konkubinen aus der Filmvorlage bieten zwar einen guten Aufhänger für Fiasko, allerdings ist dies für eine Kulisse ein zu eng gesteckter Rahmen an Beziehungen, so dass diese um die Dienerschaft und Angestellten erweitert wurden. Wie schon im Film soll der Hausherr dabei eben nicht einer der Protagonisten sein, alles soll sich inmitten seiner Untergebenen abspielen - was mir gerade bei den "Familien"-Beziehungen einiges Kopfzerbrechen bereitet hat.

Im Gegenzug bin ich sehr zufrieden mit den Orten. Die abgekapselte Bauweise eines chinesischen Anwesens im Siheyuan-Stil sorgt zwar dafür, dass die Figuren auf engstem Raum miteinander auskommen müssen, Sehenswürdigkeiten wie die (zugegeben sehr großzügigen) Paläste der Prinzen Gong und Kung zeigen jedoch die Vielfalt dieser Areale. Und mit den Kategorien der Orte hoffe ich, eine dezente Interpretation für eigentlich unauffällige Stätten mitgeben zu können.


Der Download

Das Anwesen des Herrn Cheng: Eine Kulisse für Fiasko (pdf)
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Dieser Artikel ist ein Beitrag zum Karneval der Rollenspielblogs im Mai 2015 mit dem Thema "Beziehungskiste". Die Moderation liegt bei der Zeitzeugin, alle Beiträge des Monats werden zudem in diesem Thread des Forums der Rollenspielblogs aufgelistet. Besonders hervorheben möchte ich dabei die Ideensammlung von d6ideas, mit dem man mir nicht nur einen Beitragswunsch erfüllt, sondern mich sogar als Schöpfer eines Earthdawn-Artefakts verewigt hat.

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